Unter Sintern in Wasserstoff versteht man das Erhitzen pulverförmiger Werkstoffe, häufig Metalle oder Keramiken, in einer Wasserstoffatmosphäre, um sie zu einer festen Masse zu verschmelzen. Diese Methode eignet sich besonders für Werkstoffe wie Edelstahl und Wolframlegierungen, da sie deren Dichte und Korrosionsbeständigkeit erhöht. Wasserstoff wirkt als Reduktionsmittel und trägt dazu bei, Oberflächenoxide und Verunreinigungen zu entfernen, was für die Erzielung qualitativ hochwertiger Sinterprodukte entscheidend ist.
Ausführliche Erläuterung:
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Wasserstoff als Sinteratmosphäre:
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Wasserstoff wird in Sinterprozessen aufgrund seiner Fähigkeit, Oxide zu reduzieren, bevorzugt. Während des Sinterns werden hohe Temperaturen verwendet, um die Bindung der Partikel zu erleichtern. In einer Wasserstoffatmosphäre helfen diese Temperaturen bei der Reduzierung von Oberflächenoxiden und der Entfernung von Verunreinigungen wie Siliziumdioxid (SiO2), die die Qualität des gesinterten Materials beeinträchtigen können. Bei einem Taupunkt von -60 °C findet beispielsweise die Reduktion von SiO2 zu Silizium und Sauerstoff bei etwa 1350 °C statt, was zur Reinigung der Legierung beiträgt.
- Variationen der Sinterverfahren:Wasserstoffsintern:
- Hierbei wird das Material in einer Wasserstoffgasatmosphäre erhitzt, die aus reinem Wasserstoff oder einer Mischung mit Stickstoff oder dissoziiertem Ammoniak bestehen kann. Dieses Verfahren eignet sich besonders für Werkstoffe, die eine hohe Reinheit und starke mechanische Eigenschaften erfordern.Vakuum-Sintern:
- Hier wird das Material in einem Vakuumofen erhitzt, entweder im Vakuum oder in einer partiellen Argonumgebung. Dieses Verfahren ist für Werkstoffe geeignet, die empfindlich auf Sauerstoff oder andere Gase reagieren.Sinter-HIP (heißer isostatischer Druck):
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Bei diesem Verfahren wird das Vakuumsintern mit einem HIP-Verfahren nach dem Sintern kombiniert. Nach dem Vakuumsintern wird das Vakuum durch unter Druck stehendes Argongas ersetzt, das zu einer weiteren Verdichtung des Materials beiträgt und seine mechanischen Eigenschaften verbessert.Die Rolle des Wasserstoffs bei der Kohlenstoffkontrolle:
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Wasserstoff ist auch für die Kontrolle des Kohlenstoffgehalts in gesinterten Teilen entscheidend. Er trägt dazu bei, den Restkohlenstoff aus dem in der Pulvermetallurgie verwendeten Bindemittel zu entfernen, das in der Regel auf Kohlenstoff basiert. Dadurch wird sichergestellt, dass das Endprodukt den gewünschten Kohlenstoffgehalt aufweist, der für seine mechanischen und korrosiven Eigenschaften entscheidend ist.
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Sicherheit und betriebliche Erwägungen:
Wasserstoff bietet zwar erhebliche Vorteile beim Sintern, erfordert aber aufgrund seiner Entflammbarkeit auch eine sorgfältige Handhabung. Vakuumöfen, die mit Wasserstoff betrieben werden, müssen Sicherheitsmaßnahmen wie doppelte Dichtungen an Ofenflanschen und fortschrittliche Softwaresicherheitssysteme zur Verhinderung von Leckagen und Explosionen umfassen.
Anwendung beim Metall-Spritzgießen (MIM):